PROELAN unterhält intensive Kontakte zur regionalen und bundesweiten Parkourszene. In Zwiegesprächen mit den szenischen Nutzern unserer Anlagen werden wir immer wieder mal auf Konflikte in den Nutzungsinteressen von jungen unerfahrenen Besuchern und den bereits aktiven Sportlern angesprochen.
Wir verstehen uns in erster Linie der aktiven Szene sowie jenen neuen Akteuren verpflichtet, die unsere Anlagen nutzen wollen, um sich bewusst, differenziert und ernsthaft mit den Sportarten Parkour und Freerunning auseinanderzusetzen.
Wir sind absolut überzeugt davon, dass eine Mischnutzung von erfahrenen und unerfahrenen Nutzern auf einer Parkouranlage beiden Seiten nur Vorteile bringen kann……… sofern die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen einer solchen gemeinsamen Nutzung im Dialog erfahren und festgelegt werden!
Der nachfolgende Text umreißt zunächst in einer Art idealtypischer Darstellung das, was beide Seiten im besten Fall jeweils für sich gewinnen / voneinander lernen können. Darauf folgt eine Darstellung der Kompromisse und Herausforderungen, die dies insbesondere für die aktiven Sportler immer wieder in der täglichen Realität bedeutet. Das Positionspapier endet mit einem Appell an die jungen Nutzer und deren Eltern und weist auf ein Dokument hin, das in recht harter Manier den Sinn und Zweck von Anlagenregeln erklärt.
Die oben angesprochenen Grenzen in der Nutzung unserer Parkouranlagen werden von den Regeln auf der Anlagenbeschilderung rechtswirksam festgelegt. Wer sich den nachfolgenden Text nicht durchlesen mag, kommt hier direkt zum Dokument über die Regeln.
PROELAN steht überzeugt hinter der Aussage: "Parkouranlagen sind weit mehr als nur Treffpunkte für eine kleine Gruppe bereits aktiver Traceure".
Eine öffentlich zugängliche Parkouranlage planen wir immer mit dem konzeptionellen Leitgedanken, dass sie einen Bogenschlag leisten muss. Dieser muss gleichermaßen erlauben, dass eine Parkouranlage die Ansprüche absoluter Vollprofis aus der Szene bedient, aber darüber hinaus ebenso einladend und nutzbar für Anfänger gestaltet sein muss, die einen niedrigschwelligen Zugang und leistbare Herausforderungen bei geringstem Risiko benötigen.
Insbesondere für Kinder, die bereits dem Bewegungsangebot von Spielplätzen entwachsen sind, bieten Parkouranlagen eine Plattform, auf der sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Grenzen sportlich aktiv sein und neue Erfahrungen sammeln können. In dem Bewusstsein, einen Ort zu nutzen, der einem klar definierten Sport gewidmet ist, kann hier nach einer rein spielerisch-motorischen Aktivität (wie sie auf gut konzipierten Spielplätzen möglich ist) der erste Kontakt mit einer aktiven Sportszene gesucht und gefunden werden.
In einem Umfeld, das höchsten sicherheitstechnischen Kriterien entspricht, erfahren junge Menschen auf Parkouranlagen immer wieder, wieviel (mehr als sie selbst oder ihr Umfeld ihnen zutrauen) sie leisten können. Dies vermittelt vollkommen neue motorische Fähigkeiten und darüber hinaus eine selbstbewusste, differenzierte und gefestigte Eigenwahrnehmung.
Die älteren und/oder erfahreneren Traceure, die eine Anlage nutzen, sind glücklich und dankbar für solche Entwicklungen. Wir erleben immer wieder, dass sich "Erfahrene" in ganz ungezwungener und selbstverständlicher Art den Neuen zuwenden und es genießen, Teil von deren Entwicklungsprozessen zu sein. Die erfahrenen Traceure können begleiten, ermuntern und wichtige Regeln des Zusammenlebens vermitteln. Davon profitieren immer beide Seiten, weil sich Regeln des "Zusammenlebens" etablieren.
Traceure sind Teil einer Sportkultur in der das Motto "each one, teach one" (frei zu Deutsch: "Jeder bringt jedem etwas bei") verinnerlicht und bewusst gelebt wird. Die Szene ist darauf angewiesen, einen Kontakt zur nachwachsenden Generation aufbauen zu können. Es hat Jahre an sensibler Lobbyarbeit in der Gesellschaft und den Medien gebraucht, um zu vermitteln, dass Parkour und Freerunning keine waghalsigen Risikosportarten sind, in denen fremdes Eigentum oder fremde Grenzen missachtet werden. Die mühsame Arbeit der szenischen Pioniere in unserer Gesellschaft hat dazu geführt, dass mittlerweile davon ausgegangen wird, dass Akteure im Parkour sich selbst und ihre Grenzen kennen…dass sie diese Grenzen achten und in Ausübung ihres Sportes so wenig wie nur irgend möglich mit den Interessen anderer kollidieren wollen.
Immer wieder hören oder lesen wir innerhalb der Szene große Besorgnis oder Irritationen, da "die Neuen" durch soziale Medien von sehr grenzwertigen Bildern oder zumindest sehr erfahrenen Sportlern geprägt werden. Dies motiviert manche von ihnen dazu, sich und ihre Grenzen gleich zu Anfang der sportlichen Aktivitäten zu überschätzen. Die Gefahr darin ist nicht nur die unmittelbare, in welche sich die unerfahrenen Nutzer durch Selbstüberschätzung begeben: Unfälle und Fehlverhalten können schnell "die Runde machen" und somit das Ansehen der gesamten Szene in Frage stellen.
Parkouranlagen bieten eine räumliche Plattform, die es der bereits aktiven Szene ermöglicht, jungen Menschen am Anfang ihrer "Laufbahn" im Sport zu begegnen, um ihnen wichtige Regeln zu vermitteln, den Sport in all seiner Komplexität darzustellen und als aktive Begleiter einen Einfluss auf die zukünftigen szenischen Entwicklungen zu nehmen.
Die Anwesenheit sehr junger und unerfahrener Nutzer auf einer Anlage stellt selbstverständlich auch immer eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Vor allem für die bereits aktiven Traceure stellt sich immer wieder heraus, dass es ohne einen Dialog nicht reibungsfrei laufen kann. Parkourläufer üben einen Sport aus, in welchem sie zu der Überzeugung gelangen, dass in der Auslebung von Freiheit unbedingt gewisse Grenzen eingehalten werden müssen ("achte stets auf Dich, die Menschen die Dich umgeben sowie auf die Orte und Objekte, die Du in Deinem Sport nutzt"). Dies wird immer wieder bedeuten, dass der Erfahrene mehr Rücksicht auf den Unerfahrenen nimmt, als umgekehrt.
Dies ist eine löbliche und sinnvolle Einstellung; doch die Kehrseite der Medaille liegt auf der Hand: wenn zu viele und/oder zu unsensibel agierende Kinder eine Anlage bevölkern, wird die Ausübung des Sportes in all seinen Facetten und Möglichkeiten auf der Strecke bleiben, da dabei eine hohe Gefährdung für die jungen Nutzer entsteht.
Zur Veranschaulichung ein plakatives Beispiel:
Parkour und Freerunning leben davon, dass die Akteure ihre nach und nach angeeigneten Fähigkeiten dazu nutzen, um zusammenhängende Läufe auszuführen in denen sie Bewegungen und Baukörper so fließend wie möglich miteinander verbinden. Dazu benötigt der Sportler Platz und Rücksichtnahme durch die anderen Nutzer vor Ort. Wenn ein Parkourläufer inmitten eines zusammenhängenden Laufes am Rande seines Blickfeldes eine Bewegung wahrnimmt, die eventuell mit einem Zusammenstoß enden könnte, wird er lieber seinen Lauf abbrechen, als sich oder andere zu gefährden. Ein "Run" lohnt sich jedoch nicht und macht auch keinen Spaß, wenn der Traceur immer wieder abbrechen muss, da ihm andere Nutzer unachtsam quer durch den geplanten Weg laufen.
Wie oben ausgeführt, wird im Zweifel immer wieder der "stärkere" Läufer seine Interessen, hinter denen des "schwächeren" Läufers hinten anstellen, sofern im Nutzungskonflikt eine Gefährdung entstehen kann.
Damit die jungen und unerfahrenen Besucher in ihrer Nutzung einer Anlage für sich selbst alles an Möglichkeiten mitnehmen können, ohne dabei aber den eigentlichen Zweck eines solchen Ortes zu behindern, ist es unablässig, dass sie sich an einige Rahmenbedingungen halten.
Es gibt Regeln an einer Parkouranlage, auf die auch per Beschilderung hingewiesen wird. Hier finden Sie einen Text zu den Regeln und Ihren (aus gegebenem Anlass sehr klar formulierten) Herleitungen.